Urheberrecht und freie Lizenzen

Was dich in dieser Lerneinheit erwartet

Stell dir vor, du möchtest ein tolles Bild, das du im Netz gefunden hast, bei Instagram posten, in einen Blog-Beitrag einbetten oder für etwas ähnliches verwenden. Bevor du das Bild aber für andere öffentlich zugänglich machst, solltest du in jedem Fall prüfen, ob es urheberrechtlich geschützt ist. Wenn der Urheber des Bildes dir nicht erlaubt das Bild zu veröffentlichen, musst du dich daran halten, sonst kann es sogar sein, dass du Schadenersatz zahlen musst.

Was das Urheberrecht besagt und welche der im Netz zu findenden Inhalte du tatsächlich verwenden darfst, erfährst du in den folgenden Abschnitten. Außerdem findest du Anlaufstellen, wo du entsprechende Materialien im Internet gezielt suchen kannst und weitere Tipps zur Vertiefung des Themas.

Was besagt das Urheberrecht?

Angenommen du denkst dir eine Geschichte aus und schreibst sie auf. Dann bist du der Urheber dieses Werkes, in diesem Falle eines Textes. Das bedeutet, dass nur du darüber bestimmen darfst, wer deinen Text nutzen oder verwerten darf. Das gleiche gilt auch für andere geistige Werke, wie z.B. Bilder, Fotos, Musik, Filme, Software + Apps oder Kunstwerke. Allerdings muss dein Werk eine gewisse Schöpfungshöhe erreichen, um urheberrechtlich geschützt zu sein. Das bedeutet, dass ein Werk ein gewisses Maß an Individualität aufweisen muss – die Zeichnung eines einfachen Strichmännchen unterliegt somit kaum dem Urheberrecht. Die folgende Abbildung gibt dir einen Überblick über die Rechte des Urhebers.

Grundsätzlich musst du davon ausgehen, dass die meisten Werke im Netz urheberrechtlich geschützt sind. Manchmal sind sie auch ganz klar als solche gekennzeichnet, beispielsweise mit einen Copyright Vermerk „© Max Mustermann“ oder dem Zusatz „alle Rechte vorbehalten / all rights reserved“. Aber selbst Werke, die keine solchen Vermerke enthalten, können (und sind oftmals) urheberrechtlich geschützt, der Urheber muss nicht ausdrücklich darauf hinweisen.

Welche Werke darf ich nutzen?

a) gemeinfreie Werke

Nicht alle geistigen Werke unterliegen dem Urheberrecht. Einige Werke sind „gemeinfrei“ (engl. public domain), das bedeutet, dass sie von allen ohne Genehmigung für jeden beliebigen Zweck kostenfrei genutzt werden dürfen. Manche Werke sind von Anfang an gemeinfrei, das sind z.B. amtliche Werke wie Gesetzestexte. Dazu zählen auch Volksmärchen und Volkslieder, die nicht einem einzelnen Urheber zugeschrieben werden können.

Doch auch zunächst urheberrechtlich geschützte Werke können gemeinfrei werden: Entweder, weil der Urheber sie ausdrücklich in die Gemeinfreiheit entlässt, oder die Schutzfrist eines Werkes abgelaufen ist. Diese endet in Deutschland 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers.

b) urheberrechtlich geschützte Werke

Auch urheberrechtlich geschützte Werke kannst du nutzen, allerdings ist dies nicht ohne weiteres möglich: Zunächst musst du mit dem Urheber einen Vertrag schließen, in dem geregelt ist, wie du das Werk nutzen und verwerten darfst. Ein solcher Vertrag wird auch Lizenz oder Lizenzvereinbarung genannt. In einer Lizenz kann z.B. vereinbart werden, wie lange du das Werk verwenden oder wie viele Kopien du anfertigen kannst. Der Urheber kann sich die Übertragung der Nutzungsrechte an seinem Werk auch bezahlen lassen und eine Lizenzgebühr verlangen.

In der Praxis ist es folglich eher schwierig urheberrechtlich geschützte Werke wie Bilder zu nutzen oder gar zu veröffentlichen: Die Lizenzgebühren können recht teurer sein und für dich eine große finanzielle Hürde darstellen. Außerdem bieten einige Urheber keine Lizenzen an, da sie möglicherweise die Rechtslage nicht kennen oder ihnen der Aufwand zu hoch erscheint. Denn theoretisch müssten sie mit jedem Nutzer einzeln eine Lizenzvereinbarung schließen.

c) frei lizenzierte Werke

Wesentlich einfacher lassen sich dagegen Werke nutzen, die unter einer sogenannten „freien Lizenz“ (engl. open content) stehen. Doch Vorsicht: Anders als der Name vermuten lässt, sind frei lizenzierte Werke nach wie vor urheberrechtlich geschützt, du kannst sie nicht beliebig nutzen. Allerdings hat sich der Urheber des Werkes dazu bereit erklärt, dass jeder sein Werk unter bestimmten Bedingungen nutzen kann. Diese Bedingungen können ganz unterschiedlich ausgestaltet sein und sind in unterschiedlichen freien Lizenzen geregelt. Beispielsweise kann es dir erlaubt sein, ein frei lizenziertes Bild zu veröffentlichen – vorausgesetzt du nennst den Urheber des Bildes. Ein weiterer Vorteil frei lizenzierter Werke besteht darin, dass du die Lizenz nicht kaufen musst, ihre Nutzung ist stets kostenlos. Zu den bekanntesten freien Lizenzen gehören die Creative Commons Lizenzen.

Quelle: serlo.org | Lizenz: CC BY-SA 4.0

Was sind Creative-Commons-Lizenzen?

Sind Werke unter diesen Lizenzen veröffentlicht, bedeutet das, dass man sie auch auf anderen Webseiten oder sogar in gedruckten Flyern oder ähnlichem verwenden darf. Allerdings können die Rechteinhaber Bedingungen festlegen, zum Beispiel, dass sie nicht verändert oder für kommerzielle Zwecke genutzt werden dürfen. Diese Lizenzen muss man also genau lesen, wenn man die dazugehörigen Inhalte nutzen will. Das ist bei Creative-Commons-Lizenzen jedoch einfacher als bei den meisten anderen Verträgen, weil sie zusätzlich in einer speziell für juristische Laien verständlichen Kurzfassung verfügbar sind.

Welche Creative-Commons-Lizenzen gibt es?

Hier eine kurze Einführung: Es gibt nicht eine einzige Creative-Commons-Lizenz, sondern verschiedene, die sich Nutzer aus einem Lizenzbaukasten selbst zusammenstellen können. Auf der Website des Creative-Commons-Projekts wird ein Auswahlmenü angeboten, in dem Nutzer die für sie passende Lizenz auswählen. Zur Auswahl stehen folgende Lizenzen (dazu jeweils die Logos, mit denen diese Bedingungen grafisch dargestellt werden)

Namensnennung (CC BY):

Der Name des Urhebers muss genannt werden. Diese Bedingung ist seit der Version 2.0 der CC-Lizenzen nicht mehr wählbar, sondern wird automatisch ausgewählt.

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Namensnennung – Keine Bearbeitung (CC BY-ND):

Der Name des Urhebers muss genannt werden, das Werk darf nicht verändert werden.

bynd

Namensnennung-NichtKommerziell (CC BY-NC):

Der Name des Urhebers muss genannt werden, das Werk darf nicht zu gewerblichen Zwecken verwendet werden.

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Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung (CC BY-NC-ND):

Der Name des Urhebers muss genannt werden, das Werk darf nicht zu gewerblichen Zwecken verwendet werden, das Werk darf nicht verändert werden.

bync-eund

Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen (CC BY-NC-SA):

Der Name des Urhebers muss genannt werden, das Werk darf nicht zu gewerblichen Zwecken verwendet werden; wird eine neu entstandene Version weitergegeben, müssen die gleichen Bedingungen gelten – es muss also wieder erlaubt sein, sie zu verändern.

bync-eusa

Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen (CC BY-SA): 

Der Name des Urhebers muss genannt werden; wird eine neu entstandene Version weitergegeben, müssen die gleichen Bedingungen gelten – es muss also wieder erlaubt sein, sie zu verändern und kommerziell zu nutzen.

bysa

Public Domain Dedication (CC0):

Ein weiteres von Creative Commons entwickeltes Werkzeug ist die CC-Zero-Widmung (kurz CC0). Inhalte, die damit ausgezeichnet sind, lassen sich beliebig ohne weitere Auflagen verwenden. Eingesetzt wird das Werkzeug unter anderem von Museen, die damit klarmachen wollen, dass sie keine Rechte beanspruchen, wenn sie zum Beispiel Fotos von an sich urheberrechtsfreien Kunstwerken veröffentlichen. Hiermit soll auch verhindert werden, dass sich Dritte als Rechteinhaber von Werken ausgeben können, deren Urheberrechte abgelaufen sind.
Das Werk darf ohne weitere Bedingungen zu beliebigen Zwecken kopiert, verändert, verbreitet oder anderweitig genutzt werden. Der Rechteinhaber erklärt, dass er auf etwaige Rechte vollständig verzichtet oder eine bedingungslose Lizenz vergibt, falls kein solcher Verzicht im Gesetz vorgesehen ist.

Logo CC

Die hellgrau hinterlegten Textbausteine sind eine bearbeitete Version von irights.info und stehen unter der Lizenz CC BY 4.0

Wie finde ich gemeinfreie oder frei lizenzierte Werke?

An erster Stelle sind sicherlich die Seiten der Wikimedia zu nennen, insbesondere zwei Anlaufstellen: Die Texte der Wikipedia stehen alle unter der freien Lizenz CC BY-SA 3.0 und können entsprechend genutzt werden. Fotos, Bilder und Videos, die du bei Wikimedia Commons findest stehen auch unter einer freien Lizenz oder sind sogar gemeinfrei.

Mit Hilfe der Suchmaschine CC-Search kannst du ebenfalls nach Fotos und Bildern suchen, die unter einer freien Lizenz stehen. Eine Anleitung, wie sich die Suchmaschine optimal nutzen lässt, findest du hier.

Es gibt noch weitere Möglichkeiten, wie du frei lizenzierte oder gemeinfreie Werke finden kannst. Eine Übersicht findest du unter anderem auf den Seiten von irights.info.

Tipps zum Vertiefen

Einen ersten Einstieg in das Thema Urheberrecht und Creative Commons bieten die Seiten von „so geht Medien„. Hier findest du grundlegende und vertiefende Informationen, sowie ein Quiz und Unterrichtsmaterialien.

Recht umfangreiche Informationen bieten die Seiten von irigts.info: Hier findest du ganze Dossiers zu Themengebieten, die sich mit dem Urheberrecht und freien Lizenzen beschäftigen. Außerdem findest du einen Überblick über neueste Entwicklungen in Politik und Rechtsprechung zu der gesamten Thematik.

Die Broschüre „Opent Content – Ein Praxisleitfaden zu Creative-Commons-Lizenzen“ beantwortet ausführlich die Fragen „Was sind Open-Content-Lizenzen und wie funktionieren sie?“ sowie „Was sind die Rechte und Pflichten von Nutzern und Urhebern im Umgang mit freien Lizenzen?“. Eine Online-Fassung der Broschüre findest du außerdem hier.

Eine schöne Übersicht zu Quellen für schulische Medienprojekte unter freien Lizenzen findest du außerdem in diesem Padlet. Darin enthalten sind viele Links zu Fotos, Videos, Musik, Grafiken und vieles mehr.

Und jetzt bist du dran – Quiz zur Selbsteinschätzung


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